ÎòeugendÎòâåòèòü íà ñîîáùåíèå
ÊÀäìèíèñòðàöèÿ (Äìèòðèé Êîçûðåâ)Îòâåòèòü ïî ïî÷òå
Äàòà21.01.2005 12:36:58Íàéòè â äåðåâå
ÐóáðèêèWWII; Ñóâîðîâ (Â.Ðåçóí);Âåðñèÿ äëÿ ïå÷àòè

Re: Ñì. ï.3.16...


Ñòàòüÿ ñ ôîðóìà, ïîñâÿùåííîãî Áàðáàðîññå, íàçûâàåòñÿ "Òåçèñ î ïðåâåíòèâíîé âîéíå. Ê ïðè÷èíàì è õàðàêòåðó îïåðàöèè "Áàðáàðîññà" 1941

àâòîð Wigbert Benz

Ïåðâûå àáçàöû - ââåäåíèå, ïðîåõàëñÿ ïî Ïàóëþ Êàðåëëó è òîìó, êòî îí íà ñàìîì äåëå, ïåðå÷èñëèë îñíîâíûõ ñòîðîííèêîâ ýòîãî òåçèñà â Ãåðìàíèè (Õîôôìàíí, Òîïè÷, Ïîñò) è îñîáî îñòàíîâèëñÿ íà Ñóâîðîâå-Ðåçóíå, êàê íà îêàçàâøåì ñâîèì áåñòñåëëåðîì "Ëåäîêîë" áîëüøîå âëèÿíèå íà ðàñïðîòðàíåíèå ýòîãî òåçèñà:

Seine Arbeit zitiert jedoch nicht nur selektiv, sondern betreibt offensichtliche Quellenverfalschungen. - ïðèìåðíî òàê "åãî ðàáîòà îäíàêî íå òîëüêî âûáîðî÷íî öèòèðóåò, íî ñîäåðæèò î÷åâèäíîå ïåðåâèðàíèå (ôàëüñèôèêàöèþ) èñòî÷íèêîâ"
Äàëüøå ïðèâîäèòñÿ ïðèìåð öèòèðîâàíèÿ Ñóâîðîâûì Âàññèëåâñêîãî è ïðèâîäèòñÿ ñðàâíåíèå ñ îðèãèíàëüíîé öèòàòîé - íè÷åãî íåñòàíäàðòíîãî äëÿ Ðåçóíà íåò :))) + êîììåíòàðèé àâòîðà ïðî ìàíèïóëÿöèè è ãðîòåñêíóþ ïîäìåíó ñìûñëà + äàëüøå ðàññóæäåíèÿ àâòîðà ïðî Ñóâîðîâà è íåìåöêèõ ðåâèçèîíèñòîâ + âûäåðæêè èç îò÷åòîâ îòäåëà èíîñòðàííûå àðìèè âîñòîêà ÎÊÕ íà ìàðò 1941
 ïðèíöèïå - íà ðóññêîì ÿçûêå ïðî íåìåöêèõ ðåâèçèîíèñòîâ è ïðî íåìåöêóþ èñòîðèîãðàôèþ ïî ýòîé ïðîáëåìå åñòü íåñêîëüêî ñòàòåé íà Ìèëèòåðå (Âèøëåâ, óïîìÿíóòàÿ è çäåñü Ïèîòðîâ-Ýíêåð è êòî-òî åùå).
Äëÿ ó÷àñòíèêîâ ÂÈÔ íè÷åãî íîâîãî íåò :)))


Quellenmanipulationen: Das Beispiel Suworow

1. Wassilewski zitiert bei Suworow:

„Die zentrale Frage meines Buches lautet: Wenn die Rote Armee weder zuruckkehren noch sich lange in den Grenzgebieten aufhalten konnte, was fur ein Handlungsspielraum blieb ihr dann? (...) Alle kommunistischen Historiker furchten sich, diese Frage zu beantworten. Deshalb fuhre ich die Meinung eines Generals an, der ab Mai 1940 Stellvertreter des Chefs der Operativen Fuhrung im Generalstab ist (...), Marschall der Sowjetunion A.M. Wassilewski, Sie haben das Wort: Die Befurchtungen, dass im Westen Larm wegen der angeblich aggressiven Absichten der UdSSR entstehen konnte, mussten beiseite geschoben werden. Wir hatten (...; Auslassung bei Suworow. W.B.) den Rubikon des Krieges erreicht, und der Schritt nach vorne musste festen Sinnes getan werden.’ (Militarhistorische Zeitschrift 1978, Nr 2, S. 68).“
(Wassilewski zitiert in: Viktor Suworow: Der Eisbrecher. Hitler in Stalins Kalkul. Stuttgart 1989, S. 339)

Was sagt General Wassilewski tatsachlich auf Seite 68 der von Suworow als Quelle genannten sowjetischen Militarhistorischen Zeitschrift?

2. Wassilewski im Original:

„Indem er mit der Versetzung der Truppen der Grenzzone in die Gefechtsbereitschaft nicht einverstanden war, wollte Stalin nicht den geringsten Anlass dafur liefern, dass Hitler-Deutschland sich provoziert fuhlte und die UdSSR der Aggressivitat beschuldigt wurde. Zugleich war, unter Berucksichtigung der Tatsache, dass unser Land fur einen grossen Krieg noch unzureichend vorbereitet war, bestrebt, Zeit zu gewinnen, um die Verteidigungsfahigkeit des Staates so gut wie moglich zu starken (...)
Doch seine Schuld liegt darin, dass er die Grenze nicht gesehen, nicht wahrgenommen hat, jenseits der eine solche Politik nicht nur unnotig, sondern sogar gefahrlich wurde. Man musste eine solche Grenze mutig uberschreiten, die Streitkrafte so schnell wie moglich in volle Gefechtsbereitschaft versetzen, die Mobilmachung durchfuhren, das Land in ein Kriegslager verwandeln (...)
Beweise dafur, dass sich Deutschland darauf vorbereitet hatte, unser Land militarisch zu uberfallen, gab es genugend; in unserem Zeitalter ist es schwierig, sie zu verbergen. Befurchtungen, dass im Westen sich Larm wegen angeblich aggressiver Bestrebungen der UdSSR erhebt, musste man beiseite schieben. Wir waren, weil die Umstande, die nicht von uns abhingen, es so gewollt hatten, an den Rubikon des Krieges gelangt, und man musste einen entschiedenen Schritt vorwarts tun. Dies verlangten die Interessen unserer Heimat.“
Quelle: A. Vasilevskij: V te surovye gody. In: Voenno-istoriceskij zurnal, 2 (1978), S. 65-72, hier S. 68 (= A. Wassilewski: In jenen harten Jahren. In: Militarhistorische Zeitschrift 2 (1978), S.68). – Quellenhinweis durch Frau Prof. Bianka Pietrow-Ennker, Universitat Konstanz; Ubersetzung aus dem Russischen: Herr Oskar Obracaj, Tubingen)

Fazit:

Die im Original gemachten Aussagen General Wassilewskis erfahren durch Einleitung, Zitierweise und manipulative Auslassungen bei Suworow eine groteske Sinnentstellung.

In ihrer „Beweisfuhrung“ gehen Suworow, Hoffmann, Post u.a. Vertreter der Praventivkriegsthese ubereinstimmend von einer uberlegenen machtpolitischen Position der UdSSR im internationalen System 1941 aus, eine Annahme die mit der Realitat wenig gemein hat, auf deren Basis aber nichtsdestotrotz sowjetische Truppenmassierungen an der Grenze zum Deutschen Reich ab Marz 1941 als Angriffsabsicht der Roten Armee gedeutet wird. Zur Seite geschoben wird die Lagebeurteilung dieser Massierung sowjetischer Truppen in Grenznahe durch die eigene Feindaufklarung der Wehrmacht. So bewerten die fur den Generalstab des Heeres erstellten Lageberichte der Abteilung Fremde Heere Ost die erst seit Marz 1941 stattfindenden russischen Truppenkonzentrationen an der deutschen Ostgrenze unmissverstandlich als logische Folge der vorhergehenden massiven Verstarkung der Wehrmacht auf der anderen Seite der Grenze und als im Kern eindeutig defensive Massnahmen der Roten Armee Die Lageberichte aus dem Bundesarchiv-Militararchiv (BA-MA) Freiburg sind abgedruckt in dem unten genannten Band von Ueberschar/Bezymenskij. Wichtige Auszuge sollen im Folgenden widergegeben werden:

Lageberichte der Abteilung Fremde Heere Ost im Fruhjahr 1941:

Lagebericht Nr.1 vom 15.3.1941:

"Seit der erkennbaren Verstarkung unserer Krafte im Osten wurden folgende russische Massnahmen festgestellt und bestatigt: 1.) Durchfuhrung einer Teil-Mobilmachung...2.) Truppenverlegungen...sowie Marschbewegungen im Baltikum in Richtung auf die deutsche Grenze zeigen, dass die russischen Truppen z.Zt. an der Westgrenze aufschliessen...Beurteilung: Teilmobilmachung und Aufschliessen russischer Truppen zur Grenze ist Defensiv-Massnahme und dient lediglich zur Verstarkung der Grenzsicherung."
(Quelle: BA-MA Freiburg, RH 19 III/722)

Feindbeurteilung vom 20.5.1941:

"Die Rote Armee steht mit der Masse der Verbande des europaischen Teils der UdSSR, d.h. mit rund 130 Schutzendivisionen - 21 Kavalleriedivisionen - 5 Panzerdivisionen - 36 mot.-mech. Panzerbrigaden entlang der Westgrenze von Czernowitz bis Murmansk...Die Tatsache, dass bisher weit gunstigere Gelegenheiten eines Praventivkrieges (schwache Krafte im Osten, Balkankrieg) von der UdSSR nicht ausgenutzt wurden, ferner das gerade in letzter Zeit fuhlbare politische Entgegenkommen und festzustellende Bestreben der Vermeidung moglicher Reibungspunkte lassen eine Angriffsabsicht unwahrscheinlich erscheinen... Grenznahe, zahe Verteidigung, verbunden mit Teilangriffen zu Beginn des Krieges und wahrend der Operationen als Gegenangriffe gegen den durchgebrochenen Feind...erscheint aufgrund der politischen Verhaltnisse und des bisher erkennbaren Aufmarsches am wahrscheinlichsten."
(Quelle: BA-MA Freiburg, RH 2/1983)

Lagebericht Nr.5 vom 13.6.1941:

"Seit 20.5. sind im wesentlichen folgende Veranderungen eingetreten: Die Gesamtstarke der Roten Armee im europaischen Teil der UdSSR hat sich...auf 150 Schutzendivisionen - 25 1/2 Kavalleriedivisionen - 7 Panzerdivisionen - 38 mot.-mech. Panzerbrigaden erhoht...Starke bewegliche Gruppen in Sudbessarabien und um Czernowitz unmittelbar an der Grenze in Verbindung mit Meldungen uber weiteres Aufschliessen an der unteren Pruth und Bereitstellung von Ubersetzmaterial lassen ortliche Offensivvorstosse der Russen nicht unmoglich erscheinen...Im ubrigen ist jedoch nach wie vor im grossen gesehen, defensives Verhalten zu erwarten."
(Quelle: BA-MA Freiburg, RH 19 III/722)

Einen weiteren „Beweis“ fur ihre These sehen die Praventivkriegsbefurworter in Stalins Rede vom 5.Mai 1941 vor Absolventen der sowjetischen Militarakademien, bei der er diese Offiziere auf mogliche kunftige Auseinandersetzungen mit Deutschland orientierte. Richtig ist, dass Stalin sich der Realitat stellen musste, die einen Krieg zwischen Hitler-Deutschland und der UdSSR immer wahrscheinlicher erscheinen liess. Die Anzeichen hierfur konnte auch er nicht ubersehen. Dennoch sprach er sich schon allein auf Grund des desolaten Zustandes der Roten Armee und der schwachen Stellung der UdSSR im internationalen politischen System dafur aus, den wahrscheinlicher werdenden Krieg so lange wie moglich zu vermeiden.

Zu den operativen Plane der Roten Armee

Als „ultimativer Beweis“ wird dann der Mitte Mai von Generalstabchef Schukow vorgelegte Praventivkriegsplan, „dem Gegner beim Aufmarsch zuvorzukommen“ ins Feld gefuhrt – eine militarische Option , die zum einen erst im letzten Moment in Erwagung gezogen wurde, als der deutsche Aufmarsch offensichtlich war, und von Stalin bekanntlich nicht in die Tat umgesetzt wurde.

Oleg Wischljow, Historiker an der Akademie der Wissenschaften Russlands schreibt 2002 im Zusammenhang mit den operativen Planen der Roten Armee: „Die UdSSR trat in den Krieg mit einem operativen Plan unter der Bezeichnung "Erwagungen zum Plan des strategischen Aufmarsches der Streitkrafte der Sowjetunion im Westen und im Osten fur die Jahre 1940 und 1941" ein. Dieser Plan war vom Volkskommissar fur Verteidigung Timoschenko und dem Chef des Generalstabes der Roten Armee Mereckov unterzeichnet und am 18. September 1940 der sowjetischen Leitung vorgelegt worden. Am 14. Oktober 1940 wurde der Plan von Stalin bestatigt. Dieser Plan (von Walter Post lediglich als "Operationsentwurf" bezeichnet) war die einzige gesetzeskraftige Direktive, von der sich die Rote Armee bei der Vorbereitung zum Krieg leiten liess. Auf Grund dieses Planes wurden die operativen Plane der Militarbezirke und der Armeen ausgearbeitet. Alle diese Plane sind veroffentlicht und fur die Forschung zuganglich.

Der operative Plan vom 18. September 1940 war vom oben dargelegten Prinzip der aktiven Verteidigung bestimmt. Es heisst darin sinngemass: Der Krieg kann mit einem Angriff Deutschlands und seiner Verbundeten auf die UdSSR beginnen. Es wurde die Vermutung geaussert, dass die Wehrmacht den Hauptschlag vom Territorium Ostpreussens aus in zwei Richtungen fuhren wurde: gegen Riga und gegen Minsk. Fur diesen Fall wurden die Aufgaben der Roten Armee folgendermassen festgelegt: "Durch die aktive Verteidigung unserer Grenzen in der Phase der Konzentration der Truppen nachhaltig decken" (!) und die Krafte des Gegners binden. Sobald die sowjetischen Truppen zusammengezogen worden sind, einen Gegenschlag fuhren (in der Abhangigkeit von der konkreten politischen Lage) in Richtung auf Lublin – Krakau - den Oberlauf der Oder oder aber in Ostpreussen in Richtung Insterburg-Allenstein. Mit keinem Wort besagt der Plan, dass die Sowjetunion die Initiative fur die Entfesselung kriegerischer Handlungen ubernehmen konnte. Dasselbe Prinzip der aktiven Verteidigung lag auch dem Entwurf einer uberarbeiteten Variante der "Erwagungen zum Plan des strategischen Aufmarsches" vom 11. Marz 1941 zugrunde. Der sowjetische Generalstab nahm an, dass die Hauptstossrichtung der Wehrmacht im Falle eines ‚bewaffneten Uberfalls Deutschlands auf die UdSSR’ (!) die sudliche sein konnte, und zwar vom Territorium des Generalgouvernements aus gegen Kiew mit dem Ziel, die Ukraine zu ergreifen. Auch diese Variante der "Erwagungen’ (sie wurde vom Oberkommando der Roten Armee und von Stalin nicht akzeptiert) enthalt keine Hinweise und Andeutungen auf die Moglichkeit, dass die UdSSR als erste angreifen konnte. Auch in den operativen Unterlagen der sowjetischen Militarbezirke,, Armeen und Divisionen finden sich keine solche Andeutungen. Diese Dokumente wurden von den russischen Militarhistorikern sorgfaltig analysiert. Die Ergebnisse dieser Analyse sind in den russischen historischen Zeitschriften veroffentlicht. Was die Spekulationen der Anhanger der Praventivkriegsthese anbetrifft, es habe bei den Einheiten der Roten Armee streng geheime Operationsunterlagen gegeben, die angeblich Plane fur einen Uberfall auf Deutschland enthalten hatten, so konnen sie dies nicht glaubhaft machen. Die "roten Pakete", die sie erwahnen, Befehlsammlungen, die in den Truppen am 22. Juni 1941 nach dem Eingang des Signals "Groza" ("Das Gewitter") geoffnet wurden, enthielten Anweisungen, wie jede einzelne Einheit zur Grenze gefuhrt bzw. welche Stellung sie beziehen und wie sie mit den anderen Verbanden zusammenwirken sollte, um das Vordringen des Feindes aufzuhalten. Von einem Uberfall auf Deutschland ist keine Rede.

Es sei noch einmal betont, dass der Plan vom 18. September 1940 die einzige Direktive war, von der sich die Rote Armee leiten liess. Dass er bis zum Uberfall auf die UdSSR gultig war, bezeugen die Direktiven Nr. 2 und Nr. 3, die am 22. Juni 1941 von Moskau aus an die Truppen gerichtet wurden. Die Direktive Nr. 2 verordnete, die feindlichen Krafte, die auf das sowjetische Territorium vorgedrungen waren, zu vernichten. Zugleich untersagte sie der Roten Armee, die Staatsgrenze der UdSSR zu uberschreiten. Die Direktive Nr. 3 enthielt die Vorschrift, den deutschen Streitkraften einen Gegenschlaggin den Richtungen zu versetzen, die im Plan vom 18. September 1940 festgelegt waren“ (Wischjlow, S. 49).

Der Beitrag des russischen Historikers Oleg Wischjlow geht auf seinen Vortrag auf einer wissenschaftlichen Tagung zum 60.Jahrestag des deutschen Uberfalls auf die Sowjetunion zuruck, die am 16. und 17.Juni 2001 in Berlin-Karlshorst stattfand und gemeinsam von der Berliner Gesellschaft fur Faschismus- und Weltkriegsforschung sowie dem deutsch-russischen Museum in Karlshorst veranstaltet wurde. Da auf dieser Tagung die meisten Aspekte des deutschen Uberfalls am 22.Juni 1941 erortert wurden – Kriegsziele, operative Planungen der Wehrmacht und der Roten Armee, Judenmord, Partisanenbekampfung, Kriegsgefangene und sog. Ostarbeiter – sei ausdrucklich auf den bei den Literaturangaben genannten von Babette Quinkert herausgegebenen Tagungsband verwiesen. Im Zusammenhang mit der Praventivkriegsthese geht Wischjlow darin auch auf die anderen Argumente der Praventivkriegsvertreter ein: die angeblich aggressive Militardoktrin; Stalins Rede vom 5.Mai 1941; die operativen Plane der Roten Armee (oben in Auszugen widergegeben) und die Verlegung zusatzlicher Einheiten der Roten Armee ab dem 13.Mai 1941 an die Westfront.

Hitlers Entschluss zum Uberfall schon im Juli 1940

Den Befurwortern der Praventivkriegsthese fehlen jedoch nicht nur Beweise fur ihre Behauptung, Hitler sei am 22.Juni 1941 einem Angriff Stalins zuvorgekommen. Sie vernachlassigen zudem einschlagige Fakten zur Klarung des Sachverhaltes: Neben den bereits erwahnten Lageberichten der Wehrmacht u.a. auch den historischen Tatbestand, dass Hitler laut Tagebucheintrag seines Generalstabchefs Halder vom 31.Juli 1940 (!) schon zu diesem Zeitpunkt zum Angriff auf Russland entschlossen war und dessen Planungen nun konsequent vorangetrieben wurden – langst vor seiner offiziellen „Weisung Nr.21 Fall Barbarossa“ vom 18.12.1940. Schliesslich wird unterschlagen, dass die NS-Fuhrung nicht die geringste Angst vor einem angeblich drohenden sowjetischen Angriff hatte. Uber die Starke der Roten Armee machte sich nicht nur Goebbels nach einer Unterredung mit Hitler in seinem Tagebucheintrag vom 16.Juni 1941, funf Tage vor dem Uberfall, lustig: „Sie (die sowjetischen Truppen) werden glatt aufgerollt. Der Fuhrer schatzt die Aktion auf etwa 4 Monate, ich schatze auf weniger. Der Bolschewismus wird wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Wir stehen vor einem Siegeszug ohnegleichen.“ Auch der deutsche Generalstab und der britische sowie amerikanische Geheimdienst rechneten mit einem Sieg der Wehrmacht. Unter dieser historischen Beweislast fallt die Praventivkriegsthese in sich zusammen. Es war nicht „Stalins Krieg“ (Topitsch) oder „Stalins Vernichtungskrieg“ (Hoffmann), sondern der unprovozierte Eroberungs-, Ausbeutungs- und Vernichtungskrieg Hitlers und der deutschen Wehrmacht auf russischem Territorium.

Zu Ursachen und Charakter des „Unternehmens Barbarossa“

Dass Hitlers Entschluss zu diesem unprovozierten Eroberungskrieg ausweislich des Tagebucheintrags von Generalstabschef Halder vom 31.Juli 1940 schon im Jahr vor dem Uberfall getroffen war, wurde oben schon gesagt. Betrachten wir im Folgenden ein Schlusseldokument fur den Charakter des „Unternehmens Barbarossa“:

„1. Der Krieg ist nur weiter zu fuhren, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Russland ernahrt wird.
2. Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn das fur uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.“

Dieses Ergebnis einer Arbeitsbesprechung des Generalrats der Vierjahresplanbehorde, der die militarischen und wirtschaftlichen Aspekte der Angriffsplanung koordinierte und dem die Staatssekretare aller wirtschafts- und sozialpolitisch wichtigen Ressorts sowie der Wehrwirtschaftsgeneral des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) Georg Thomas angehorten, bildete eine wesentliche Grundlage fur die deutsche Besatzungspolitik in der Sowjetunion. Initiiert wurde der Plan, „zig Millionen Menschen verhungern“ zu lassen, von Goring und Fuhrungsstellen der Wehrmacht, ausgearbeitet in erster Linie von Experten des Ministeriums fur Ernahrung und Landwirtschaft, unter dessen Staatssekretar Herbert Backe. Er sollte zum einen die negative Ernahrungsbilanz im Reich ausgleichen, dessen Getreidevorrate eineinhalb Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges entscheidend zusammengeschmolzen waren. Zum anderen sollten die Nachschubwege der Wehrmacht bei ihren geplanten gigantischen Vorstossen von allem entlastet werden, was nicht absolut notwendig erschien; d.h. die drei Millionen Soldaten sollten „aus dem Lande“ ernahrt werden. Eine wesentliche Einschrankung des Nahrungsmittelverbrauchs in Deutschland galt als Tabu. Eine Situation wie im Ersten Weltkrieg, bei dem der Hunger eine Destabilisierung der „Heimatfront“ bewirkte, sollte unter allen Umstanden vermieden werden. Zum Zwecke der „Abschopfung der fur Deutschland notigen Lebensmittel“ wurde die militarische Abriegelung der Industriezonen von den landwirtschaftlichen Uberschussgebieten geplant – mit der in den „Wirtschaftspolitischen Richtlinien fur die Wirtschaftsorganisation Ost“ vom 23.Mai 1941 klar ausgesprochenen Konsequenz: „Viele 10 Millionen von Menschen werden in diesem Gebiet uberflussig und werden sterben oder nach Sibirien auswandern mussen.“

Die im Generalrat der Vierjahresplanbehorde zusammengeschlossenen Staatssekretare rechneten mit etwa 30 Millionen Hungertoten. Diese Zahl nannte nicht nur der Hohere SS- und Polizeifuhrer von dem Bach-Zelewski in den Nurnberger Kriegsverbrecherprozessen, sondern Goring selbst schon im November 1941 gegenuber dem italienischen Aussenminister Graf Ciano. Sie wurde durch den konkreten Kriegsverlauf nach dem 22. Juni nicht erreicht. Aber auf dieser Hungerstrategie basierten Befehle, sowjetische Grossstadte nicht auf klassischem militarischen Wege zu erobern, sondern mit minimalen eigenen Verlusten und ohne die dortige Zivilbevolkerung ernahren zu mussen, einzuschliessen und auszuhungern – eine Vorgehensweise, die allein in Leningrad wahrend der 900 Tage wahrenden Blockade ca. eine Million Menschen das Leben kostete. Die Gewinnung von Nahrungsmitteln fur das Reich und seine Soldaten mit den Folgen der Entstadterung und Entindustrialisierung im Okkupationsbereich, dessen Preis die Menschen in der Sowjetunion – nicht selten mit Hunger und Tod – zu bezahlen hatten, blieb bis 1944 ein wesentliches Ziel der deutschen Besatzungspolitik. Die heutige Forschung, z.B. Hans-Heinrich Nolte, Osteuropa-Historiker an der Universitat Hannover, beziffert unter Einbeziehung neuerer russischen Forschungen die sowjetischen Menschenopfer im „Unternehmen Barbarossa“ auf ca. 27 Millionen – darunter allein sieben Millionen Hungertote hinter der Front.

Nicht verkannt werden sollte, dass Hitlers „Ostprogramm“ ein Amalgam von strategischen, okonomischen und rassenideologischen Elementen darstellt. Dessen rassenideologische Basis hatte auch eine praktische, sozusagen fur den intendierten Eroberungskrieg funktional gunstige Seite. Der Kampf um „Lebensraum im Osten“ rechtfertigte den Krieg als Recht des Starkeren zur Durchsetzung machtpolitischer und wirtschaftlicher Interessen in einer nach der vermeintlichen rassischen Wertigkeit ihrer Volker eingeteilten Welt. Fur die geplante Unterwerfung der Sowjetunion war es von Vorteil, die slawischen Volker als „Untermenschen“ anzusehen. Deren entmenschlichter Status ermoglichte den Abbau moralischer Barrieren fur die notwendige Entgrenzung von Gewalt im „totalen Krieg“, der zwecks Optimierung seiner Erfolgsaussichten auch mit inhumansten Mitteln gefuhrt werden sollte.
Die „Endlosung der Judenfrage“ steht in engem Kausalzusammenhang mit dieser vernichtenden Kriegfuhrung. Der weltweit bedeutendste Hitler-Forscher Ian Kershaw fasst diesen Zusammenhang von Russlandfeldzug und Holocaust in seiner neuen jungst erschienenen Biographie „Hitler 1936 – 1945“ wie folgt zusammen: „Es war kein Zufall, dass der Krieg im Osten zu einem Genozid fuhrte. Das ideologische Ziel der Ausloschung des ‚judischen Bolschewismus’ stand im Mittelpunkt, nicht am Rande dessen, was man bewusst als einen Vernichtungskrieg angelegt hatte. Er war mit dem militarischen Feldzug untrennbar verbunden. Mit dem Anrucken der Einsatzgruppen (der SS), das in den ersten Tagen des Angriffs einsetzte und durch die Wehrmacht unterstutzt wurde, war die volkermordende Natur dieser Auseinandersetzung bereits eingeleitet. Die deutsche Kriegfuhrung im Russlandfeldzug sollte sich schnell zu einem umfassenden Volkermordprogramm entwickeln, wie es die Welt noch nie gesehen hatte. Hitler sprach wahrend des Sommers und Herbstes 1941 zu seinem engeren Gefolge haufig in den brutalsten Ausdrucken uber die ideologischen Ziele des Nationalsozialismus bei der Zerschlagung der Sowjetunion. Wahrend derselben Monate ausserte er sich bei zahllosen Gelegenheiten in seinen Monologen immer wieder mit barbarischen Verallgemeinerungen uber die Juden. Das war genau die Phase, da aus den Widerspruchen und dem Mangel an Klarheit in der antijudischen Politik ein Programm zur Ermordung aller Juden im von den Deutschen eroberten Europa konkrete Gestalt anzunehmen begann“(S.617).

Ohne hier die Entschlussbildung zur „Endlosung der Judenfrage“ nachzeichnen zu konnen, muss festgestellt werden, dass der historische Rahmen fur die „Endlosung“ durch die Planungen des „Unternehmens Barbarossa“ als Vernichtungskrieg gesetzt wird. In diesem Zusammenhang sollte die Tatsache mehr Beachtung finden, dass dem Entschluss, die europaischen Juden zu ermorden, die Entscheidung daruber vorausgegangen war, aus okonomischen Grunden viele Millionen Russen verhungern zu lassen. Diese Entscheidung „erleichterte“ die Vernichtung der – zunachst sowjetischen, dann europaischen – Juden ungemein, standen sie in der Rassenhierarchie doch noch unter den Millionen dem Hungertod preisgegebenen „slawischen Untermenschen“.

Um den fur die Eroberung und dessen wirtschaftliche Ausbeutung vorgesehenen „Lebensraum“ von den als uberflussig angesehenen Teilen der sowjetischen Bevolkerung freizumachen, wurden die Aufgaben von Wehrmacht, SS, Vierjahresplanbehorde bzw. deren Wirtschaftsorganisation Ost und Verwaltung nicht etwa klar getrennt, sondern eng miteinander verzahnt. Die „Richtlinien auf Sondergebieten zur Weisung Barbarossa“ vom 13. Marz 1941 ubertrugen Himmler besondere Vollmachten fur „Sonderaufgaben im Auftrag des Fuhrers, die sich aus dem endgultig auszutragenden Kampf zweier entgegengesetzter politischer Systeme ergeben“. Zur Erledigung dieses Auftrages wurden vom Reichssicherheitshauptamt vier besondere „Einsatzgruppen“ aus Angehorigen des SD, des Polizeiapparats und der Waffen-SS – insgesamt etwa 3000 Mann -aufgestellt. Sie hatten die Aufgabe, unmittelbar hinter der vorruckenden Wehrmacht alle tatsachlichen oder vermeintlichen „judisch-bolschewistischen“ Gegner zu liquidieren. Das Oberkommando des Heeres interessierte in diesem Zusammenhang vor allem die „Vermeidung von Storungen der eigenen militarischen Operationen“. Durch die SS-Einsatzgruppen wurden allein zwischen Ende Juni 1941 und April 1942 mehr als 500000 Menschen getotet – mit den Juden als weitaus grosster Opfergruppe. Nach neueren, auf umfassender Quellenbasis vorgenommenen, seriosen Schatzungen der Forschung sind von den ca. funf Millionen am 22. Juni 1941 im sowjetischen Herrschaftsbereich befindlichen Menschen judischer Herkunft durch den NS-Terror und die vom ihm entfesselten Verfolgungsmassnahmen ca. 2,8 Millionen umgekommen.
Aufgrund ihrer schon zahlenmassig begrenzten Starke konnten die Einsatzgruppen ihre Aufgaben nur mit Wehrmachtsunterstutzung durchfuhren. Dabei gestaltete sich die praktische Zusammenarbeit von Heer und SS hinsichtlich der Aktionen gegen die Juden so, dass die Armeeoberbefehlshaber unmittelbar nach dem Einmarsch in den besetzten Orten die Kennzeichnung und Registrierung der judischen Bevolkerung an ihrem Wohnsitz anordneten, so dass den Kommandos der Einsatzgruppen der Zugriff bequem moglich war. Beispielsweise wurde die grosste Einzelaktion der Judenvernichtung in der UdSSR, die Erschiessung von uber 33000 Menschen in der Schlucht von Babi Yar Ende September 1941, bei einer Besprechung des Befehlshabers der Einsatzgruppe C, Emil Otto Rasch, und des Befehlshabers des Sonderkommandos 4a, Paul Blobel, mit dem Stadtkommandanten von Kiew, Generalmajor Eberhardt, organisiert. Die Propagandakompanie der 6. Armee druckte 2000 Plakate, mit denen die Juden zur „Umsiedlung“ aufgerufen wurden. Heerespioniere der 6. Armee besorgten die Absperrung der Schlucht und sprengten – nachdem die Kiewer Juden dann innerhalb von zwei Tagen von Paul Blobels Sonderkommando 4a erschossen worden waren – die Wande der Schlucht ab, um die Leichenberge zu verdecken. Dass es bei dieser Wehrmachtshilfe fur die SS, einer Art Beihilfe zum Holocaust, nicht blieb, sondern Wehrmachtseinheiten die „Sauberung“ des flachen Landes von Juden, getarnt als „Partisanenbekampfung“, in eigener Regie ubernahmen, hat die jungere Forschung insbesondere fur Weissrussland nachgewiesen. Wie sehr im ersten Kriegsjahr der angebliche Partisanenkampf als Rechtfertigungsfloskel zur Ermordung von Juden und sonst irgendwie „verdachtiger“ Zivilisten diente, zeigen die Liquidierungszahlen. Alleine die 707. Infanteriedivision, die dem Wehrmachtsbefehlshaber Ostland unterstand, erschoss innerhalb eines Monats von 10940 gefangenen „Partisanen“ 10431, hatte aber selbst bei Kampfhandlungen mit „Partisanen“ lediglich zwei Tote und funf Verwundete zu beklagen.

Die ideologische Grundlage fur diese Integration der Wehrmacht in den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg bildete, so der ehemalige Leitende Historiker des Militargeschichtlichen Forschungsamtes der Bundeswehr, Wilhelm Deist, „ein ausgepragter, aggressiver Antikommunismus, ein zwar weniger aggressiver, aber um so tiefer sitzender Antisemitismus und Antislawismus, die die fuhrenden Offiziere mit der Mehrheit der Deutschen teilten.“ Liest man die Befehle der im Osten eingesetzten Wehrmachtsstabe, so stosst man haufig auf die Vorstellung, einem undurchsichtigen Konglomerat von Kommunisten, Juden und Kriminellen gegenuberzustehen, dies gilt, mit allen Mitteln zu vernichten. Diese Befehle wurden keineswegs nur von hitlerhorigen Nazigeneralen erteilt. So erliess beispielsweise der spater als Widerstandskampfer des „20. Juli 1944“ hingerichtete Befehlshaber der Panzergruppe 4, Generaloberst Hoepner, noch vor Ergehen des Kommissarbefehls eigenstandig einen Befehl, in dem er zur „Abwehr des judischen Bolschewismus die vollige Vernichtung des Feindes“ forderte. Die Generale und ihre Soldaten konnten sich der kirchlichen Unterstutzung fur diesen Krieg gewiss sein. Das in beiden christlichen Konfessionen eindeutig vorhandene totale Feindbild vom Bolschewismus trug zur moralischen Rechtfertigung der deutschen Kriegfuhrung bei und forderte die Bagatellisierung der damit verbundenen ethischen Probleme.

Russlandfeldzug und Holocaust sind zwei Seiten einer Medaille, schliesslich ging es bei diesem Krieg um die Vernichtung des Weltfeindes Nr.1: des „judischen Bolschewismus“. Zum einen in der Gestalt der Juden – mit dem Holocaust als Ergebnis; zum anderen in der Gestalt der bolschewistischen Sowjetunion – mit dem Ergebnis des „ungeheuerlichsten Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieges“ der Geschichte (Ernst Nolte, 1963).


Literatur zur Praventivkriegsthese:

Benz, Wigbert: Die Luge vom deutschen Praventivkrieg 1941, in: Geschichte lernen H.52 (1996), S.54-59. (dort u.a. Hinweise zur unterrichtlichen Behandlung von Suworows Quellenverfalschungen, Lageberichten der Fremde Heere Ost u.a. Dokumenten zur Widerlegung der Praventivkriegsthese).
Gorodetsky, Gabriel: Die grosse Tauschung. Hitler, Stalin und das Unternehmen „Barbarossa“, Berlin 2001
Pietrow-Ennker, Bianka (Hg.): Praventivkrieg? Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion, Frankfurt 2000.
Ueberschar, Gerd R. / Lev A. Bezymenskij (Hg.): Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941. Die Kontroverse um die Praventivkriegsthese, Darmstadt 1998 (der Band enthalt alle wichtigen Dokumente auf deutscher und russischer Seite).
Wischjlow, Oleg: Zu militarischen Absichten und Planen der UdSSR im Sommer 1941, n: Babette Quinkert (Hg.): Wir sind die Herren des Landes. Ursachen, Verlauf und Folgen des deutschen Uberfalls auf die Sowjetunion, Hamburg 2002, S. 44 – 54, Zitat S.49

Literatur/Belege zu Ursachen und Charakter des „Unternehmens Barbarossa“

Die exakten Belege sowie die Literatur fur den Schlussabschnitt / das Resumee „Zum Charakter des „Unternehmens Barbarossa“ findet sich unter:
http://www.friedenspaedagogik.de/service/unter/benz.htm : Es handelt sich dort um die Online-Version meines Beitrages Das Unternehmen Barbarossa’ 1941 - Vernichtungskrieg und historisch-politische Bildung, in Informationen fur den Geschichtslehrer, H.60/2000, S.5-33.






© Wigbert Benz Last update: 02/23/2004 21:17:00

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